1. Endoprothetik & Trauma Camp

Eindrücke & Impressionen Videodokumentation St. Francis Naggalama Hospital

St. Francis Naggalama Hospital / Uganda

Eva-Maria Ramms / Sabine Pühl – 2023 

Nach knapp einem Jahr intensiver Vorbereitungen und enger Zusammenarbeit mit der Firma Zimmer Biomet Implantate, konnten wir am 14. April 2023 endlich den lang geplanten Einsatz antreten.

Nach reibungsloser Anreise ist das motivierte Team gut in Naggalama angekommen. In unserer durch Einmalartikel geprägten Klinikwelt werden wir täglich mit hohen Standards, Gesetzen und Unmengen von Verpackungsmüll konfrontiert. Nun sind wir in einer Welt angekommen, in der all dies auf den Kopf gestellt wird.
Kompressen werden per Hand geschnitten, Tupfer aus Watte gestopft, OP-Wäsche gewaschen, gebrauchte OP-Instrumente per Hand aufbereitet, Patienten sind Selbstversorger ….. und zu guter Letzt müssen die Hospitalrechnungen aus eigener Tasche durch die Patienten beglichen werden. Die Krankenschwestern meistern den Arbeitsalltag mit einfachsten Mitteln und viel Kreativität.

Während unserer Visite konnten wir die registrierten Patienten mit ihren fortgeschrittenen Befunden bereits kennenlernen. Das Patienten-Screening wurde von Orthopädie-Assistent Oswold im Vorfeld bestens organisiert und vorbereitet.

Mit einem herzlichen “You are most welcome” hat uns Sr. Jane Frances am ersten Arbeitstag im Boardroom begrüßt. Im Rahmen einer Vorstellungsrunde haben wir die lokalen Kollegen um Dr. Jonathan und Oswold kennengelernt und den Ablauf sowie die Details des Camps besprochen.

Hochmotiviert wurden die Vorbereitungen im OP gestartet. Aufgrund der lokalen Begebenheiten, unter anderem der Kapazität des Sterilisators, mussten die Grundsiebe sowie die Implantate Sets einfach und optimal zusammengestellt werden.

Um gute Rahmenbedingungen für einen möglichst reibungslosen Ablauf zu schaffen, mussten die lokalen Bedingungen mit viel Kreativität und Improvisation optimiert werden. Mit drei einfachen Babybadewannen aus einem nahegelegenen Shop sowie einem Profi-Haartrockner aus Deutschland wurde ein nahezu optimaler Arbeitsplatz geschaffen. Ohne die fachliche Kompetenz und Flexibiltät unserer erfahrenen Sterilisationsfachkraft hätte dieses Mega-Projekt nicht gestemmt werden können.

Nachdem die Vorbereitungen gut voran schritten und die Implantate rechtzeitig und in großer Auswahl vom lokalen Vertreter der Firma Zimmer geliefert wurden, entschieden wir uns einen Tag früher mit den geplanten
Operationen zu starten.

Der notwendige Zeitaufwand für die Vorbereitung der Operationen, das Setzen der Teilnarkose (Spinalanästhesie) und die Instrumentenaufbereitung war im Vorfeld nur schwer einzuschätzen. Mit Christopher und Joseph hatten wir die Unterstützung zweier hervorragender Anästhesie-Assistenten, die mit ihrer fachlichen Kompetenz und motivierten Arbeitseinstellung zügige Wechselzeiten gewährleisteten.

So konnten wir im weiteren Verlauf des Camps parallel zu den traumatologischen Eingriffen täglich je zwei Hüft- und eine Knieprothese im Wechsel geplant operieren.

Als größte Schwierigkeit stellten sich die an Sichelzellanämie erkrankten Patienten heraus. Um den Hüftprothesenschaft in deren krankheitsbedingt sehr engen und sklerosierten Markraum einbringen zu können, musste dieser schrittweise mit Handreamern mühselig vorbereitet werden.

Mit der engagierten Betreuung durch den Vertreter der Firma Zimmer vor Ort, Johnson Kanyika, waren wir äußert zufrieden. Die Kommunikation und das Nachlegen verbrauchter Implantate haben hervorragend und reibungslos funktioniert, ebenso wie die anschließende Abrechnung. Insgesamt implantierten wir dreizehn Hüft- und sechs Knieprothesen. Die Kosten allein für die Endoprothesenimplante beliefen sich auf rund 30.000€.

Parallel zum Endoprothetik Camp wurden zwölf Trauma-Patienten mit teilweise langjährigen alten Frakturen versorgt, die im Verlauf große Herausforderungen im Alttag zu bewältigen hatten. In der jährlichen Bewertung innerhalb des kirchlichen Netzwerks der UCMB, wurde das Naggalama Hospital im vergangenen Jahr mit 5* Sternen und 100% bewertet. Ein großer Anteil an diesem Erfolg resultiert aus dem durchgeführten Endoprothetik und Trauma Camp im April 2023.

Unser Ziel ist es, überwiegend junge Patienten zu versorgen um deren Arbeitskraft wiederherzustellen. Die strahlenden Gesichter der glücklichen und dankbaren Patienten berühren uns immer wieder auf‘s Neue und geben uns Motivation weiterzumachen! Die Nachfrage und der Bedarf in Uganda ist riesig, doch für eine Vielzahl der Bevölkerung sind diese Operationen zu kostspielig und nicht bezahlbar.

Fazit
In sieben Tagen konnte unser motiviertes Team in enger Zusammenarbeit mit den engagierten Kollegen vor Ort insgesamt 19 Endoprothesen und 12 Traumapatienten operativ versorgen.

Ein solches Projekt wurde bisher in dieser Form in Uganda noch nie realisiert. Durch die langjährige Unterstützung in Form von zahlreichen Containersendungen mit medizinischem Equipment und speziellem Knocheninstrumentarium, ist das Naggalama Hospital nun in der Lage, nahezu optimale Rahmenbedingungen, auch unter hygienischen Gesichtspunkten, für orthopädische Eingriffe zu schaffen. Der daraus resultierende Patientenzufluss sowie das große Interesse anderer, weitaus größerer Kliniken und Rehabilitationszentren trägt maßgeblich zur Wettbewerbsfähigkeit des Naggalama Hospitals und zur Sicherung der dortigen Arbeitsplätze bei.

Wöchentlich rufen zahlreiche finanziell schwache Patienten an, um sich für das Arthroplasty Camp 2024 registrieren zu lassen. Da die Implantate für endoprothetische Operationen sehr kostspielig sind und die Spendenbereitschaft im Vorfeld nicht kalkulierbar ist, sind wir ganz besonders auf Sponsoring von Firmen, Vereinen oder private Spenden angewiesen.

 

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